Unsere Gesellschaft ist von einem Menschenbild geprägt, welches die Gewinner der Geschichte geformt haben. Die leisen Töne, das Miteinander, der Zusammenhalt, der unsere Spezies auszeichnet, und der Grund ist, warum wir uns gegen all die anderen menschenähnlichen Arten durchgesetzt haben, wurde in der großen Geschichte unserer Zivilisation verdrängt.

Rutger Bregman geht in seinem Buch der Frage nach, warum. Und erklärt das wie. Es ist faszinierend zu hören, welche Fakten missachtet oder bewusst verändert wurden, um eine konsumgesteuerte Ellenbogen-Gesellschaft zu erzeugen.

Das Buch sucht keinen Schuldigen, sondern zeigt in klaren Worten wie es dazu gekommen ist, und erzeugt eine unfassbare Kraft darin, seinem Gefühl zu trauen, die Augen zu öffnen und mit wohlwollen auf die Menschheit zu blicken. Auch das hier besprochene Meisterwerk „Herr der Fliegen“ mit seinem sehr düsteren Menschenbild wird auf seinen Wahrheitsgehalt untersucht.

In meiner Einschätzung ist dies der einzige Weg, wie wir uns eine Chance erarbeiten können, gegen die gigantischen Veränderungen unserer Umwelt zu bestehen. In dem festen Glauben, der wissenschaftlich fundiert, eindeutig klar stellt: Die Menschen sind im Grunde gut.

Das Hörbuch gibt es auf allen gängigen Plattformen, zum Beispiel bei Spotify: Im Grunde gut von Rutger Bregman.

In ein paar hundert Jahren wird die ganze Erde mit Hologrammen tapeziert, die ausgebrannten Landschaften strahlen in schönstem Grün und die Werbung gelangt zur Höchstform. Nach dem Turing Zwischenfall in dem die KI, die ursprünglich die Menschheit vor dem Klimawandel bewahren sollte, gewaltsam ausgeschaltet werden musste, ist künstliche Intelligenz nicht nur verpönt, sondern sogar verboten. Dafür gibt es einen Weltraumfahrstuhl, die Möglichkeit seinen Geist (bzw. einen „brain dump“) in einen Klon hochzuladen und strengen Datenschutz.

In diesem Setting ermittelt ein Privatdetektiv, spezialisiert auf das Auffinden von vermissten Personen. Und findet dabei nicht nur die Person, sondern deckt viel größere Zusammenhänge auf.

Spannend und mit einer großartigen Skizze der Zukunft. Verfügbar auf Spotify und seit Ende Februar gibt es die lockere Fortsetzung Qube auf Audible.

Inspektor Takeda und die Toten von Altona von Henrik Siebold

Sprecher
Denis Moschitto
Verlag
aufbau audio im Aufbauverlag

Ein spanender Kriminalroman, spielt in Hamburg, nicht zu brutal, im aktuellen Zeitgeschehen und die Frauen sind gleichberechtigt.
Die Geschichte erinnert auch an Herbert Rosendorfs Briefe in die chinesische Vergangenheit.
Hier blickt ein japanische Detektiv mit intelligenten Humor auf die Deutschen und vergleicht sie mit seinem Land.

Verfügbar bei Spotify

Unterm Scheffel von Maarten t Hart

Sprecher
Max Volkert Martens
Verlag
Hörbuch Verlag Hamburg

Das Leben eines Musikers der mit dem Älter werden nicht zu recht kommt. Er verliebt sich in eine jüngere Frau, aber er will ihr Verhalten einfach nicht verstehen.
Es ist wunderbar erzählt und saugt einen friedlich in die Erzählung. Man erfährt viel über Musik. Es spielt in den 1990ziger Jahren in den Niederlanden.
Das Ende wird nicht verraten – aber es nimmt einen sehr mit.

Verfügbar auf Spotify.

Auch eine Rosine hat noch Saft von Luise Lunow

Sprecher
Luise Lunow
Laufzeit
423 Min. Min.
Verlag
XPUB
Erschienen
2016

Luise Lunow berichtet in dieser fesselnden Autobiographie von Ihrem Leben. In den letzten 80 Jahren ist viel passiert und es gibt immer weniger Personen die als Zeitzeugen berichten können, und noch weniger, die als eine der bekanntesten Synchronsprecherinnen Deutschlands auch noch so eindrucksvoll ihr eigenes Werk darbieten.

Ein bewegendes Leben, die Kindheit zum Kriegsende und in der Nachkriegszeit zu verbringen, sich als Schauspielerin durchzukämpfen und schließlich den Osten zu verlassen, die eigene Heimat, hinein in ein ungewisses Leben.

Dieses Buch erschüttert und beeindruckt durch seine Tiefe und Wahrhaftigkeit. Und erfreut durch eine wahre Erfolgsgeschichte die bis heute andauert.

Und mich persönlich beeinflusst, denn Luise ist meine Großtante.

Verfügbar bei Spotify!

Die Reihe

Die bekanntesten Synchronstimmen geben sich hier das Mikro in die Hand und erzählen von spannenden, aufwühlenden Geschichten, in deren Mittelpunkt stets das Terminal 3 des Flughafen in San Francisco stehen. Der Sicherheitschef Lennard Fanlay (gesprochen von Detlef Bierstedt) ist dabei der menschliche Anker im tobenden Studel der Brutalität und Spannung.

Ivar Leon Menger hat die Reihe ins Leben gerufen und lässt, in gewohnter Weise, mehrere Autoren sowie unterschiedliche Top-Synchronsprecher lesen und spielen.

Das Fazit

Für Fans von Krimi Hörbüchern bestens geeignet. Durch die überschaubare Länge der einzelnen Folgen auch ein super Einstieg in die Welt der Hörbücher.

Der Herr der Fliegen von William Golding

Cover zum Hörbuch Herr der Fliegen, gelesen von Andreas Fröhlich
Sprecher
Andreas Fröhlich
Laufzeit
423 Min.
Verlag
argon hörbuch
Erschienen
2002

Die Geschichte

William Golding hat seinen ersten Roman bereits 1954 veröffentlicht. Eine Gruppe Jungen stranden auf einer einsamen Insel. Wo am Anfang noch Disziplin, Ordnung und Zivilisation herrscht, kriecht Tag für Tag die Urnatur der Menschheit in die Jungen, bis das Abenteuer zum blutigen Kampf um Leben und Tod wird.

Die Strukturen zerfallen und bald ist jeder für sich alleine verantwortlich. Sehr eindrucksvoll und zum Teil beklemmend wird der Verfall von Freundschaft und Zusammenhalt geschildert.

Der Sprecher

Was soll man noch groß zu Andreas Fröhlich sagen? Er hat wohl eine der bekanntesten Stimmen Deutschlands und hat sowohl als Synchronsprecher, als auch als Synchronregisseur an so vielen Produktionen mitgewirkt, das eigentlich jeder schon mal seine Stimme gehört hat.

Als drittes Fragezeichen bei der Jugendserie „Die drei Fragezeichen“ liefert er eine Glanzleistung ab, genau wie als deutsche Stimme von Gollum aus Herr der Ringe. Und auch das Hörbuch zum Herrn der Fliegen wird durch seine Interpretation ein Genuss für Ohren und Geist. Sehr einfühlsam gibt er den einzelnen Charakteren eine eigene Klangfarbe die weder künstlich noch übertrieben wirkt.

Der Verlag

Der Argon Verlag wurde sogar noch zwei Jahre vor dem erscheinen des Buchs der Herr der Fliegen gegründet. 1952. Mit dem Stammsitz in Berlin verfügt der kleine Verlag über eine tolle Auswahl an Hörbüchern und Sprechern. Immer wieder habe ich Titel in meiner Mediathek entdeckt die von Argon stammen. Demnächst wird an dieser Stelle bestimmt ein weiterer Titel besprochen.

Das Fazit

Eigentlich kann Andreas Fröhlich vorlesen was er möchte, es wird immer großartig klingen. Wenn sich diese Stimme auch noch mit so hochwertiger Literatur verbindet, dann ist das Fest für die Ohren schon beschlossene Sache.

Mit einer Laufzeit von über sieben Stunden ist es vielleicht nicht für den Einsteiger geeignet, aber die spannende Geschichte reißt definitiv mit.

Loreley von Kai Meyer

Sprecher
Gertie Honeck, Anna Julia Kapfelsperger, Shandra Schadt, Lilli Martha König, Andreas Schmidt u. v. m.
Laufzeit
312 Min.
Verlag
Zaubermond Audio
Erschienen
2012

Die Geschichte

Eines Tages in der Abenddämmerung muss Ailis ihrem Vater bei der Jagd helfen. Doch es geht nicht um Tiere. Sogar der Graf persönlich ist dabei und auf die Hilfe des Mädchen angewiesen. Gemeinsam gelingt den Männern die Jagd, doch für Ailis verändert sich dadurch ihr ganzes Leben.

Freundschaften und Familienbanden zerbrechen und ständig wird sie verfolgt von einem Gesang, tief aus dem Lurlinberg, der sie magisch anzieht. Eines Tages gibt sie nach und entdeckt wen oder was die Männer da gejagt und in einem Brunnenschaft auf dem einsamen Berg versteckt haben.

Der magische Lockruf der Loreley hat sie fest im Griff.

Die Sprecher

Alle Sprecher liefern bei diesem Hörspiel eine großartige Leistung ab. Dem Hörer begegnen sowohl bekannte, als auch unbekannte Stimmen. Durchweg ist es hervorragend gespielt und wirkt nur an sehr wenig Stellen übertrieben.

Die Erzählerin Gertie Honeck trägt mit ihrer ergreifenden Stimme und perfektem Einsatz die Handlung voran und lässt einen sofort tief in die mittelalterliche Welt eintauchen.

Neben den Sprechern muss man aber auch die großartige Regie von Marco Göllner und die tolle Abmischung sowie die Soundeffekte erwähnen. Die Atmosphäre ist so dicht, dass man sofort alles um sich herum vergisst.

Der Verlag

Loreley ist das erste Werk, das ich aus dem Zaubermond Audio Verlag gehört habe. Neben Hörbüchern werden im Verlag seit der Gründung 1994 ebenfalls diverse Bücher veröffentlicht. Selbst bezeichnen sie sich als den führenden Spezialverlag auf dem Gebiet der phantastischen Literatur.

Das Werk Loreley unterstreicht diese Aussage, doppelt möchte man sagen, und macht Lust auf mehr!

Leider kann man das von der Internetseite nicht behaupten. Vermutlich wurde sie seit der Gründung des Verlags kaum modernisiert. Sie bietet nicht mal eine einzelne Seite für eine Produktion.

Das Fazit

Loreley ist das erst Hörspiel seit Jahren, das ich, abgesehen von den Drei Fragezeichen, mit Begeisterung von Anfang bis Ende durchgehört habe. Darauf aufmerksam wurde ich bei den Ohrkanus 2013 bei dem das Hörspiel zurecht diverse Preise abgeräumt hat, darunter Beste Sprecherin und Beste Regie.

Wenn man den ganzen Zauber dieser großartigen Produktion genießen möchte, sollte man unbedingt geschlossene Kopfhörer verwenden und sich an einen ruhigen Ort zurück ziehen. Von lauten bis ganz leisen Geräuschen und Stimmen ist hier alles dabei und perfekt inszeniert.

Einzig das Cover gefällt mir überhaupt nicht. Es wirkt wie ein billig gemachtes Schockbild und wird der rafinierten Produktion nicht gerecht.

Ich habe lange kein so großartiges Hörspiel mehr gehört. Deshalb kann ich es auch wärmstens zum selber hören oder als Geschenk empfehlen. Sowohl für Einsteiger als auch Profis!

 

Verfügbar bei Spotify!

Siebzehn Silben Ewigkeit von Denis Thériault

Hörbuch Cover Siebzehn Silben Ewigkeit gelesen von Hans Löw
Sprecher
Hans Löw
Laufzeit
176 Min.
Verlag
Hörbuch Hamburg
Erschienen
2009

Die Geschichte

Der Briefträger Bilodo ist zufrieden. Er lebt in einer beschaulichen Stadt und ihm gefällt sein Job. Die größte Freude ist das heimliche öffnen und lesen von Briefen die er dann einen Tag verspätet zustellt. So taucht er ein in die Leben der Nachbarschaft und verfolgt die Geschichten von denen er stets nur eine Seite kennt.

Am bezaubernsten sind die Briefe von Ségolène. Bilodo verliebt sich in ihre Haikus die sie für ihren Brieffreund verfasst. An einem schicksalhaften Tag verunglückt eben jener Brieffreund und Bilodo beschließt, von der Sorge getrieben, Ségolènes Briefe würden abreißen, wenn sie keine Antwort mehr bekäme, die Rolle des Brieffreundes zu übernehmen.

In einer fantastischen, sich schnell entwickelnden Geschichte beschreibt Denis Thériault die Gefühle und Gedanken von Bilodo der sich so sehr bemüht in das Leben eines Fremden einzutauchen.

Der Sprecher

Gelesen wird das Buch Siebzehn Silben Ewigkeit von dem Schauspieler Hans Löw. Bisher ist er mir noch nicht in einer Hörbuch Produktion aufgefallen, und auch in der Synchronwelt ist er meines Wissens noch nicht in Erscheinung getreten.

Hans Löw ließt das Werk schnell, etwas abgehakt und mit vielen Betonungen. Eine unterschiedliche Klangfarbe für die verschiedenen Charaktere gibt es nicht. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit passt die Stimme sowie die Stimmung aber hervorragend zum Werk und transportiert die Unsicherheit von Bilodo sehr schön.

Unterbrochen wird Hans Löw von einer leider nirgendwo erwähnten Dame die abwechselnd und hervorragend die Korrespondenz der Haikus vortragen.

Der Verlag

Dieses Hörbuch stammt ebenso wie Die Entdeckung der Langsamkeit aus dem Verlag Hörbuch Hamburg, in dem auch viele weitere Werke, gelesen von Hans Löw, zu finden sind.

Der Verlag strotzt mit einer Auswahl von über 800 Titeln, zwei davon habe ich jetzt an dieser Stelle schon bewusst gehört. Ich freue mich auf die nächsten Produktionen. Ansonsten ist mir der Verlag bisher nicht weiter aufgefallen.

Das Fazit

Siebzehn Silben Ewigkeit ist mit knappen drei Stunden eine schöne, kurzweilige Unterhaltung. Die Haikus frischen den Fluss auf und sorgen für Abwechslung. Das unvermeidliche und überraschende Ende schließt die Produktion perfekt ab. Dieses Hörbuch eignet sich für den Profi als Snack zwischen durch genau so wie für den Einsteiger.

Die Entdeckung der Langsamkeit von Sten Nadolny

Cover vom Hörbuch "Die Entdeckung der Langsamkeit" gelesen von Sten Nadolny
Sprecher
Sten Nadolny
Laufzeit
773 Min.
Verlag
Hörbuch Hamburg
Erschienen
2004

Die Geschichte

Die Geschichte handelt von John Franklin, ein berühmter Kapitän und Entdecker. Es beschreibt seine Lebensgeschichte, angefangen bei seiner Kindheit über das Heranwachsen bis zum angesehenen Forschungsreisenden.

John Franklin ist so langsam, dass er nicht mal einen Ball fangen kann. Die Umwelt dringt gerade in einzelnen Bildern in sein Gehirn und wird dort analysiert bis er in der Lage ist darauf zu reagieren. Während der Geschichte lernt der Hörer gemeinsam mit John damit umzugehen.

Die Geschichte ist einfühlsam und dementsprechend in sehr ruhigem Tempo erzählt. Eindrucksvoll wird die hektische Schlacht von Trafalgar durch die Augen von John Franklin zu einem gleichmäßigen Strom aus Ereignissen in denen er sich bewegt.

Der Sprecher

Der Autor Sten Nadolny ließt sein Werk selbst. Sten Nadolny beweist damit nicht nur, dass er grandios schreiben kann, sondern dass er sein eigenes Werk auch hervorragend vortragen kann.

Als Universitätsprofessor verfügt er mit Sicherheit über weitreichende Erfahrungen die eigene Stimme einzusetzen und die stellt her in diesem Hörbuch unter Beweis. Auch wenn ich oft zweifele, wenn Autoren ihre Werke selbst lesen, sind diese hier vollkommen unangebracht.

Gefühlvoll und ruhig, ganz im Sinne des Titels und der Geschichte vorgetragen, transportiert Sten Nadonly seine eigenen Gedanken. Hörenswert!

Der Verlag

HörbuchHamburg gehört laut Wikipedia zu den umsatzstärksten Hörbuchverlagen Deutschlands. Ein breites Portfolio von über 800 Titeln und eine Handvoll Tochterverlage unterstreichen diese Aussage.

Spezialisiert auf die Produktion von Hörbüchern und Hörspielen befinden sich darunter jede Menge Perlen, aber leider auch die eine oder andere enttäuschende Produktion.

Die Entdeckung der Langsamkeit gehört definitiv zu ersteren.

Das Fazit

Mag sein das der eine oder andere weder hinter den Sinn der Geschichte, noch einen Zugang zum ruhigen und gleichmäßigen Vortrag findet. Für mich trifft beides nicht zu. Die ausstrahlende Ruhe in einer langen und aufwühlenden Geschichte beschreibt einen spannenden Kontrast.

Dazu lernt man noch etwas über Entdeckungen, den Zeitgeist und die Suche nach Abenteuern. Für mich ein gelungenes Hörbuch – vielleicht nicht als Einstieg geeignet, aber anschließend sollte es definitiv auf die Hör-Liste gesetzt werden.